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Wir haben Karfreitag und Ostermontag geöffnet.

Gebäude aus farbigen Containern, die wie eine Treppe aufeinandergestapelt sind.

Container

Die globale Box
12.4.2025 – 12.4.2026

Als der amerikanische Unternehmer Malcom McLean 1956 erstmals ein Schiff mit Containern auf die Reise schickte, konnte niemand ahnen, dass diese simple Box sowohl den Transport wie die Produktion der Weltwirtschaft auf den Kopf stellen würde.

Der Container hat so starke Veränderungen bewirkt wie zuvor nur der Buchdruck, die Dampfmaschine oder die Elektrizität. Er ist DAS Symbol der Globalisierung. Container sind stabil, preisgünstig und überall vorhanden. Deswegen werden sie auch in der Architektur eingesetzt. Extra für die Ausstellung ist am Oberwasser des Schiffshebewerks ein fünfstöckiges Gebäude aus 15 Containern entstanden: die "Global Steps".

Im Erdgeschoss des Containerbaus, im Hafengebäude, auf dem Ausstellungsschiff „Ostara“ und auf dem Außengelände informieren Objekte, Texte, Fotos, Filme und Grafiken über die Geschichte des genormten Behälters, den Transport der Boxen zu Wasser und an Land, über Arbeiten an Bord, globale Warenströme und Lieferketten, Schmuggel und Havarien, aber auch den Einsatz von Containern in Architektur und Kunst. Mitmachstationen laden dazu ein, selbst aktiv zu werden. So können Gäste an einer virtuellen Container-Brücke mit Original-Bildern aus einem Duisburger Terminal ihr Geschick beim Laden und Löschen ausprobieren.

Brücke zwischen gestern und heute

Die Ausstellung schlägt eine Brücke zwischen gestern und heute, zwischen den historischen Wurzeln des Gütertransports und den modernen Entwicklungen, die unsere Welt prägen. 90 Prozent aller zwischen den Kontinenten gehandelten Güter werden heute auf Container-Schiffen transportiert. Sehr viele Dinge, die wir besitzen – sei es das Smartphone, die Jeans oder die Küchenmaschine - haben schon einmal in einem Container gesteckt. Damit spielt die globale Box auch eine wichtige Rolle in unserem Alltag. 

Die Ausstellung folgt den Spuren der Container in allen Lebensbereichen. Sie zeigt, wie die Transportbehälter den internationalen Handel radikal vereinfacht und beschleunigt haben, beleuchtet aber auch die Schattenseiten dieser dynamischen Entwicklung. Die Ausstellung fragt auch danach, ob die Globalisierung der Weltwirtschaft vielleicht inzwischen überschritten hat und die internationalen Warenströme wieder abnehmen, was angesichts der derzeitigen Zolldebatten ein brennend aktuelles Thema ist.

Ein Fahrradrahmen auf Weltreise

Eine besondere Geschichte erzählt das Museum im Hafengebäude. Bucherinnen und Besucher können anhand von Fotos und Grafiken die 37.000 km lange Reise eines Containers mit Fahrradrahmen und weiteren Bauteilen für die Firma Hase Bikes vom Produktionsort in Taiwan über die Verschiffung in Kaohsiung, die Weiterfahrt auf Seeschiffen über Singapur nach Rotterdam, den Umschlag auf ein Binnenschiff nach Duisburg und die „letzte Meile“ per PKW nach Waltrop begleiten. Genau 95 Tage hat diese Reise im Frühjahr 2024 gedauert. Die Reise zeigt, wie Container-Logistik funktioniert. Hase Bikes und die beteiligten Speditionen und Reedereien haben eng mit dem Museum zusammengearbeitet, um die Transportkette so vollständig wie möglich darzustellen.

Das Fahrrad ist wie viele andere Produkte ein Bespiel für „Global Sourcing“. „Die Rohstoffe und die Teile, aus denen unsere Güter bestehen, stammen selten aus einem einzigen Land. Die Hersteller beschaffen sie weltweit bei Lieferanten. Ein kompliziertes Puzzle, in dem Container-Schiffe die Hauptrolle spielen. 30 Millionen Container sind auf der Welt unterwegs“, so Ausstellungskurator Mathias Wagener.

Geschichte des Containers

„Die Idee hinter der Transportbox ist so genial wie simpel“, erklärt Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker. Anstatt klassisches Stückgut, also Kisten, Säcke oder Paletten, zu verladen, wurden sie in größeren Boxen zusammengefasst, so umgeschlagen und transportiert. „Das sparte viele Handgriffe und Verwaltung, damit Zeit und Geld“, so Siebeneicker. Der Clou der Box liegt nicht in der Konstruktion, sondern in der weltweiten Durchsetzung einer entsprechenden Norm, der ISO 668. Der Standardcontainer passt überall auf Schiffe, Züge und Lastwagen.

1956 schickte der amerikanische Unternehmer Malcom McLean das erste mit Containern beladene Frachtschiff auf die Reise von Newark in New Jersey nach Houston in Texas. Zehn Jahre später erreichte mit der „Fairland“ der erste derartige Frachter in Bremen einen deutschen Hafen. Ab dann verlief die Entwicklung rasant. Wie stark der Umbruch war, verdeutlicht ein Blick auf die Vor-Container-Zeit in der Waltroper Ausstellung. Der Museumsleiter: „Wenn um 1950 ein Schiff im Hafen einlief, erwachte eine ganz eigene, sehr geschäftige und inzwischen beinahe vergessene Welt zum Leben. In Hamburg waren 16.000 Hafenarbeiter tätig. Sie gingen heute fast ausgestorbenen Berufen wie Winschmann, Lukenvize oder Tallymann nach. Heute beschäftigen die Terminals noch 5.000 Menschen. Die meisten Schuppen und Lager wurden überflüssig. Transportpreise spielen seitdem bei der Produktion von Waren praktisch keine Rolle mehr.“

Arbeiten auf See

Fotoserien auf dem Ausstellungschiff „Ostara“ zeigen die heutige Arbeitswelt und den Alltag an Bord der Container-Schiffe – an Deck, auf der Brücke, im Maschinenraum und in der Küche. In der unteren Etage des Containerbaus „Global Steps“ geht es um den Einsatz der standardisierten Boxen in der Architektur, denn längst haben Planer die modularen, stabilen und überall verfügbaren Boxen als preisgünstige „Bausteine“ für Wohn - oder Kulturbauten entdeckt.   
 

FÜHRUNGEN

Offene Führungen
Jeden 1. Sonntag im Monat | 14 Uhr
Die offene Führung dauert 45 Minuten und richtet sich an Einzelgäste oder Kleingruppen.
Anmeldung nicht erforderlich
Kosten: Im Museumseintritt enthalten

Gruppenführungen
Ab einer Gruppengröße von sechs Erwachsenen bitten wir Sie um die Buchung einer individuell vereinbarten Gruppenführung.
Maximal 25 Personen
Kosten: 45 Euro + Museumseintritt
Anfragen bis spätestens 14 Tage im Voraus unter:
Tel. 02363 9707 0 oder schiffshebewerk@lwl.org

Container - Die globale Box

Container. Die globale Box. Hg. LWL-Museen für Industriekultur, Arnulf Siebeneicker, Mathias Wagener, Essen: Klartext-Verlag 2025. - zahlr. Abb. - 
ISBN 978-3-8375-2730-8
24,95 Euro

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